Psychische Vorgänge wie z.B. Emotionalität oder Konzentration, aber auch die individuelle Persönlichkeitsanlage beeinflussen das spontane Bewegungsspiel. Diese kausale Verknüpfung (Beziehung zwischen Ursache und Wirkung) wird Psychomotorik genannt
Der Begriff Psychomotorik steht für ein ganzheitliches und entwicklungsorientiertes Konzept, das Wahrnehmung und Bewegung gleichermaßen fördert.
Es gibt viele verschiedene Ansätze der Psychomotorik mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Definitionen. Ihren gemeinsamen Ursprung haben die deutschen Psychomotoriker in den Erfahrungen von Dr. Ernst „Jonny“ Kiphard. Der Diplom-Sportlehrer stellte in den 1950er Jahren eine deutlich positive Wirkung seiner Bewegungsangebote auf die emotionale Entwicklung von verhaltensauffälligen Kindern fest. Er entwickelte Bewegungserlebnisse, die diese therapeutische Wirkung unterstützen.
Selbsttätiges Handeln statt Übungen
In der Psychomotorisch geht es um die Eigentätigkeit des Individuums: „Ich erfahre eine Wirkung durch selbsttätiges Handeln“. Diese Erfahrungen werden durch gezielte Spiel- und Bewegungsangebote gefördert, bei denen die Freiwilligkeit und Eigentätigkeit entscheidend sind.
Psychomotorische Angebote sind dabei mehr von einer Haltung gegenüber der Wahrnehmung und dem Erleben des Individuums geprägt, als von vorgegebenen Handlungsabläufen. Auf einem Rollbrett kann man viel bewegen. Sitzend, liegend, stehend, rollend, rutschend, schiebend. Wer sich mit einem Rollbrett beschäftigt, der spürt den Reiz der Bewegung, den Antrieb aus eigener Kraft und die unmittelbare Körpererfahrung.
Die Wahrnehmung des eigenen Körpers durch spielerisches Verhalten ist ein Kernelement von Psychomotorik. Denn
- Lernen,
- Wahrnehmung und
- Bewegung sind eng miteinander verbunden.
Hauptmerkmale des psychomotorischen Vorgehens
- am Kind orientiert, verstehend, einfühlend und geduldig
- prozessorientiert, (der Weg ist das Ziel)
- erlebnisorientiert
- Anerkennung, Ermutigung und Stärkung des Selbstwertgefühls
- entspannte, fröhliche, spielerische Atmosphäre
- weitgehende Selbstbestimmung im Handeln, statt Fremdbestimmung
- explorativer und kreativer Materialumgang
- situative Offenheit
- allmähliche Steigerung der Konflikttoleranz (auch verlieren können)
- Aufbau persönlicher Beziehungen zu anderen Kindern/ hinführen zu positiven Gemeinschaftserlebnissen
Quellenangabe: Kiphard, E.J. Psychomotorische Verhaltensbeobachtung; Mototherapie 1