Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem Syndrom, mit und ohne oppositionellem Problemverhalten (nach Prof.Dr. M. Döpfner, S.Schürmann, J.Fröhlich)
Begriff des Elterntraining nach THOP
Das Elterntraining ist eine mögliche therapeutische Zugangsweise immer dann, wenn es möglich ist, dass Eltern/Erziehungsberechtigte durch die Einsicht in das Verhalten und die Entwicklung des Kindes, durch die Nutzung ihrer situativen Möglichkeiten und persönlichen erzieherischen Begabungen an der Therapie ihres Kindes konstruktiv teilhaben können.
In seinem Kern kombiniert das Therapieprogramm THOP Interventionen, die auf die Veränderungen der familiären Struktur abzielen (Makroperspektive) mit solchen, die auf die Beeinflussung alltäglicher familiärer Interaktion gerichtet sind (Mikroperspektive). Stabile und erfolgreiche Veränderungen auf der Mikroebene lassen sich nur erreichen, wenn sie auf der Makroebene verankert sind, da Makro- und Mikroebene im Allgemeinen miteinander verknüpft sind.
Inhaltliche Aufgaben
- Die Schaffung optimaler Bedingungen zur Behandlung, Entwicklungsförderung und sozialen Integration des Kindes und Jugendlichen (kindzentrierte Aufgabe)
- Die Motivierung und Stützung der familiären erzieherischen Kräfte (familien-orientierte Aufgabe)
- Die Ergänzung, Unterstützung und Effektivierung der fachlichen Behandlungsbemühungen (therapieorientierte Aufgaben)
Diagnostisch – Therapeutischer Prozess
Voraussetzungen des Elterntrainings:
- Die Kontaktaufnahme
- Informationsaustausch
- Die therapeutische Intervention
- Die Nachsorge
Im Elterntraining werden die Person von Kind und Eltern/Erziehungsberechtigten, insbesondere aber ihre Interaktion gegenüber situativen Lebensverhältnissen ins Blickfeld gerückt. Die Eltern/Erziehungsberechtigten sind die wichtigste Bezugspersonen des Kindes, wichtigste Berater und Helfer des Therapeuten. Der Therapeut als Trainer und Unterstützer der Eltern/Erziehungsberechtigten in der Entwicklung neuer erzieherischen Fertigkeiten im Umgang mit dem Kind (z.B. psychopathologisch auffällig), und bildet, die Eltern/Erziehungsberechtigten darin aus, systematisch die eigenen erzieherischen Interaktionen zu beobachten um diese zum Wohle des Kindes zu verändern.
Ziele und Aufgabe des Trainings
- Herstellung des Kontakts und einer Beziehung, die tragfähig ist (Kooperativität)
- Informationsaustausch in Diagnostik, Therapie und Nachsorge (Verständigung)
- Zusammenarbeit in der Durchführung diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen (Veränderung)
Interaktionsanalyse als diagnostisches Prinzip
Die Interaktionsanalyse erfasst die funktionellen Zusammenhänge der erzieherischen Interaktion zwischen Kind und Eltern/Erziehungsberechtigten in der konkreten Situation (z.B. alltägliche Situation oder/aber in Konfliktsituationen). Die Veränderung von Interaktionseinheiten ist Gegenstand des Elterntrainings.
Therapie als ein Lernangebot für Eltern/Erziehungsberechtigten im optimalen didaktischen Rahmen
- Der Therapeut wirkt als Vermittler und Organisator einer Lernsituation.
- Der Therapeut bietet den Eltern/Erziehungsberechtigten einen programmatischen Rahmen, Raum, Apparaturen, Lernmittel, eine Reihe von Übungen und seine Erfahrung an.
- Die Eltern/Erziehungsberechtigten leisten die eigentliche, inhaltliche Arbeit.
Folgende Verfahren werden u.a. im Elterntraining eingesetzt.
- Lektüre bestimmter Lehrtexte.
- Die systematische Verhaltensbeobachtung. (Material für diese Beobachtung z.B. Kalender, Tagebuch, usw.)
- Übungs- und Feedbackverfahren ( im Rollenspiel, Lernen am Modell des Therapeuten)
- Die Eltergruppe (die Gruppe ermöglicht Disskussion und „Brain storming)
Die Videotechnik
Videoaufnahmen geben aufschlussreiche Hinweise auf erzieherische Handlungsspielräume. Geeignete Situationen sind z.B.: gemeinsame Spielsituationen, alltagsrelevante Situationen.
Die Videotechnik ermöglicht:
- Interaktionsvorgänge in einer Alltagssprache und Bildsprache zu erfassen.
- Konfliktsituationen oder psychopathologische Symptomatologie abzubilden.
- Eine systemische Beobachtung und Analyse zugänglich zu machen.
- Lösungsrelevante Interaktion einzuüben.
- Problembewältigung wahrnehmbar zu machen.
- Eltern /Erziehungsberechtigte im Training können Wahrnehmungs- und Interpretationsprozesse selbst aktiv lenken und kontrollieren.
Das Eltern-Kind-Programm besteht aus 21 Behandlungsbausteinen, in denen zwei Interventionsformen miteinander verknüpft sind:
- Die familienzentrierten Interventionen
- Die kindzentrierten Interventionen
Ergänzend zu THOP wurde das Buch „Wackelpeter & Trotzkopf – Hilfen bei hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten“ publiziert.
Quellenangabe: Verhaltenstherapeutisches Training, Zentrum für integrative Förderung & Fortbildung, Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten (Döpfner, Schürmann, Fröhlich)
THOP wird von folgenden Teammitgliedern betreut: